Buddhismus
Buddhistische
Tempel und Feste
Zu einer Tempelanlage gehört ein mehr oder minder schön
ausgestalteter Tempel mit einer Buddhastatue und Darstellungen aus
dem Leben Buddhas ( gemalt oder mit Gipsfiguren), ein Bo-Baum, eine
Gebetshalle, eine Dagoba und das Kloster für die Mönche.
Sonntags wird die Gebetshalle für die religiöse
Unterweisung von Kindern benutzt. Jeder kann diese Tempelanlage
betreten, aber bitte ohne Schuhe und Kopfbedeckung (nur in Moscheen
mit Kopfbedeckung). Tage, an denen die Tempel überlaufen sind,
sind die Vollmondtage, die Poya- Tage.
Der buddhistische Kalender
richtet sich nach den Mondphasen, und noch heute ist der Vollmondtag
als buddhistischer Feiertag offiziell anerkannt. An diesem Tag
kleiden sich die gläubigen Buddhisten ganz in Weiss, um Poya zu
feiern. Neben den für die Laien geltenden Regeln versuchen sie
an diesem Tag nach sonst nur für Mönche geltenden Regeln zu
leben. Frauen tragen an diesem Tag keinen Schmuck, gegessen wird nur
bis zum Mittag usw. Der Tag wird in Meditation und Gebet verbracht,
Blüten werden geopfert und öllämpchen angezündet,
beises Meditationsobjekte und Symbole für die Vergänglichkeit.
Neben Lotusblüten werden auch oft die Blüten des
Kanonenkugelbaumes dargebracht. Fasziniert hat mich die Erläuterung
zu dieser Blume: Wenn man die Blüte auseinanderklappt, sieht man
auf der Unterseite ein kleines Gebilde, das sehr viel Ähnlichkeit
mit einer Dagoba besitzt. Die umgebenden, unzähligen Blütenteile
werden als die Anhänger des Buddhismus gedeutet. Die obere
Hälfte der Blüte ähnelt einer mehrköpfigen Kobra,
die Buddha während seiner Erleuchtung beschützte. So viel
Symbolik in einer kleinen Blüte auf dem Opfertisch. Wieviel erst
im ganzen Tempel?

Mondstein
Der Mondstein Sri Lankas ist ein "Edelstein" besonderer
Art - ein halbrunder Stein, der mit Ornamenten verziert ist und der
den Eingang zu einem antiken buddhistischen Tempel
schmückt.
Mondsteine gehören zur typischen Architektur
Sri Lankas. Tier- und Pflanzenranken sind jeweils in konzentrischen
Kreisen angeordnet. Je nach Abbildung der Friese kann man die
Polonaruwa und die Anuradhapura Perioden voneinander unterscheiden.
Der schönste Mondstein datiert aus der Anuradhapura Zeit am
Eingang des Queens Pavillons. Es ist ein Dreiviertelrelief in
klassischer Anordnung und symbolisiert nach archäologischer
Ansciht die buddhistische Vorstellung des menschlichen Lebens.
Typisch sind die Schwäne, die in ihrem Schnabel eine Lotusblüte
tragen. Diese goldenen Vögel sollen den Rahm von der Milch
trennen können, eine Parabel aus dem früheren Leben des
Buddha und ein Gleichnis für die Menschen, die das Gute vom
Bösen unterscheiden können. Die Symbolik der verschiedenen
Tiere wird beim Mondstein in Anuradhapura beschrieben. Vom Mondstein
führen 5 Stufen zum Schrein. Man hat die Buddhastatue im Blick.
Dies sind die 5 Stufen der Weisheit, die zu Frieden und Erleuchtung
führen.
Symbolische Bedeutung hat die Halbkreisform der
Mondsteine und, dass die andere Hälfte des Kreises unter der
Treppe verdeckt liegen soll. Der verdeckte Teil stellt den Teil der
menschlichen Existenz dar, der sich der Kontrolle entzieht.
Feste
Die wichtigsten buddhistischen Feste, die immer am Vollmondtage
gefeiert werden: Januar: Das Duruthu Perahera wird am Vollmondtag im
Januar im Kelani Tempel, 10 km von Colombo gefeiert. Es ist das
zweitwichtigste Fest nach dem Esala Perahera, das in Kandy gefeiert
wird. Das Duruthu Perahera gedenkt Buddhas Besuch in Sri Lanka und
sein Zusammentreffen mit dem Nagaraja König in Kelani im 5.Jh.
v. Chr.
Februar: Viele Buddhisten besteigen den heiligen Sri
Pada (Adam´s Peak).
Mai: Am Vesak Vollmond wird die
Geburt, Erleuchtung und der Eingang ins Nirvana von Lord Buddha
gefeiert-
Juni oder Juli: Am Vollmondtag wird der Einzug des
Buddhismus in Sri Lanka gefeiert. Da König Tissa in Mihintale
zum Buddhismus bekehrt wurde, sind die wichtigsten Festorte Mihintale
und Anuradhapura.
Juli oder August: Das wichtigste Fest Sri
Lankas, das Esala Perahera, wird in Kandy gefeiert. In einer
feierlichen Prozession wird der heilige Zahn durch die Stadt
getragen.
Dezember: Es wird Sanghamitta gedacht, die einen
Ableger des Bo-Baumes, unter dem Buddha die Erleuchtung hatte, nach
Anuradhapura brachte. Dieser Baum gilt heute als der älteste
historische Baum der Welt. Im November/Dezember findet eine Perahera
in Bentota statt.
Buddhismus
und Kastensystem
Buddha wandte sich mit seiner Lehre an alle Menschen ohne Ansehen
ihrer Kaste und lehnte das hinduistische Kastensystem ab. Trotzdem
wurden die singhalesischen Buddhisten durch das indische Kastensystem
beeinflusst und übernahmen es zum Teil. Ironischerweise hat sich
sogar unter den buddhistischen Mönchen ein Kastensystem
herausgebildet. Die höchste Kaste, der die meisten Singhalesen
angehören, ist der Bauernadel, Goyigama oder Kulina genannt. Es
schliessen sich die Berufskasten der Fischer, Zimtschäler und
Palmsaftzapfer an. Wäscher, Friseure, Töpfer, Musikanten
und Schmiede gehören den niedrigsten Kasten an.
Die 14
verschiedenen Kasten bestimmen die Wahl des Ehepartners, den
individuellen Status und in gewissem Sinne auch die Berufswahl.
Ausserhalb des Kastensystem stehen die Weddas, die Ureinwohner Sri
Lankas. Das Kastensystem hat es den christlichen Missionaren
erheblich erleichtert, Angehörige niedriger Kasten für das
Christentum zu gewinnen. Das Kastensystem hat auch Einzug in die
buddhistischen Mönchsorden gehalten. Es entstanden drei
Gruppierungen (Nikayas) unter den Mönchen, die sich kaum in der
Auslegung der Lehre unterscheiden, sondern ihre Kastenzugehörigkeit
durch ihr äusseres Erscheinungsbild zu unterstreichen. Dem Siyam
Nikaya dürfen nur Mitglieder der höchsten singhalesischen
Kaste angehören. Der Orden entstand Mitte des 18. Jahrhunderts
unter Beihilfe des Königs von Kandy. Laut königlichem
Dekret durften nur Mitglieder der beiden höchsten Kasten
aufgenommen werden. Die Siyam Mönche sind daran zu erkennen,
dass sie nur eine Schulter mit ihrer Robe bedecken und einen Schirm
mit sich tragen. Als Gegenreaktion wurde von einem Singhalesen einer
niedrigen Kaste, der seine Einweihung in Burma erhalten hatte, 1803
der Amarapura Nikaya gegründet, der Menschen aller Kasten
aufnimmt. Die Mitglieder dieses Ordens bedecken beide Schultern mit
ihrer Robe und tragen auch einen Schirm bei sich.
1835 wurde die
dritte Gruppierung der Ramanya Nikaya von einem Mönch gegründet,
der die beiden anderen Orden als zu materialistisch eingestellt sah.
Die Ramanya Mönche bedecken auch beide Schultern, tragen aber
statt dem Schirm einen Palmwedel mit sich.
(c) 2006 by